🎤Blogcast #3: Behind the Scenes – 5 Gerüchte über die Modebranche. Was ist wahr, was ist falsch?

Ein Blick hinter die Kulissen: 5 Gerüchte über die Modebranche – was ist wahr, was ist falsch?

*NEU: Der Fashiioncarpet Blogcast – Yay, diesen Artikel kannst du dir jetzt auch anhören*

Immer luxuriöse Designerkleidung, beeindruckende Fashion Shows, oberflächliche Gespräche, keine Kohlenhydrate, dafür jede Menge Koks und ein rauer Umgangston. Um die Modebranche ranken sich viele Gerüchte und Mythen…und damit Hallo und herzlich willkommen zur einer neuen Fashiioncarpet Blogcast Folge.

Ich bekomme immer wieder Frage rund um die Modebranche von euch, sodass wir alle uns heute mal gemeinsam in die Front Row setzen. Und natürlich darf auch die Frage alle Fragen nicht fehlen: Was beinhaltet eure Goodie Bag? Nun ja, ich würde sagen Modebranchen Insides aus erster Hand, genauer gesagt ein ungefilteter Blick hinter die Kulissen.

Nicht zuletzt dank des Films „Der Teufel trägt Prada“, hat glaub ich fast jeder von uns ein Bild über die Fashionindustrie im Kopf, oder? Und sicherlich herrscht bei jedem von uns auch das ein oder andere Vorurteil bei denen wir die Augen verdrehen. Aber mal ehrlich was davon ist wahr? Was absoluter Bullshit? Und über welche Dinge wird öffentlich eigentlich nie geredet?Genau darüber möchte ich heute mit euch sprechen und naja vielleicht räume ich gleichzeitig auch noch mit dem ein oder anderen Vorurteil auf.

Legen wir doch direkt mal mit einem Thema los, welches immer und immer wieder aufkommt und eigentlich in regelmäßigen Abständen für Furore sorgt: Gewicht. Also mal butter bei die Fische:

Gerücht Nummer 1 :
Alle Modeleute haben unendlich viel Asche, denn sonst könnte sie sich ja all die euren Designerteile nicht leisten

Wie in jeder anderen Branche gibt es auch im Mode-Business die unterschiedlichsten Gehalts- und Vermögensstrukturen. Der eine schwimmt in Geld, weil er aus einer gut betuchten Familie kommt, der andere versucht hingegen Monat für Monat über die Runde zu kommen und wieder ein anderer verdient ganz gutes Geld und hat sich alles selbst erarbeitet. Alle über einen Kamm zu scheren funktioniert – oh Wunder – nicht. Und trotzdem fragen sich wahrscheinlich viele von euch, wie Modeleute sich ihren nach außen hin super glamourösen und unendlich teuer erscheinenden “Lifestyle” finanzieren.

Ich kann in diesem Fall wie immer nur von mir sprechen. Ich arbeite seit meinem 16-Lebensjahr für mein Geld und habe von klein auf durch meine Familie und gewisse Umstände gelernt mit Geld umzugehen. Als Schülerin und Studentin versucht man natürlich mit seinem meist geringen Einkommen zu jonglieren. Auch ich konnte mir bis vor ein paar Jahren keine Designersachen leisten. War Stammkunde bei den üblichen Verdächtigen und Streetwear Riesen.

Nachhaltigkeit & Konsumverhalten

Das Ergebnis? Ich kaufte und bestellte regelmäßig Sachen, die einzeln alle nicht die Welt gekostet haben. Gebündelt betrachtet kam da aber einiges über den Monat zusammen. Denn sind wir mal ehrlich: für den Kopf ist es einfacher über den 30 Tage-Monat verteilt vielleicht 15x zwischen 20€ und 100€ auszugeben als auf einen Schlag mal eben 500€ und 1500€. Am Ende ist die Summer allerdings die Selbe.

Natürlich hat man bei den 15 Käufen deutlich mehr Neues im Kleiderschrank, aber die Frage ist doch ob man das wirklich alles braucht, oder ob man nur wegen der “günstigen” Einzelpreise so viel kauft. Oder ob ein ganz besonderes Teil, auf das man vielleicht mehrere Monate spart, am Ende nicht doch glücklicher macht als der Haufen voller Trends, die man in 6 Monaten nicht mehr anziehen mag. Meiner Meinung nach auf beim Thema Nachhaltigkeit und bewusster Konsum ein nicht allzu unwichtiger Ansatz. Viele stürzen sich immer nur auf “ist das fair produziert” und “was tue ich der Welt mit diesem Kleidungsstück an”: Fair enough, aber damit hört das Thema nicht auf. Wir alle können nicht immer nur mit dem Finger auf Produzenten und andere Konsumenten zeigen, sondern müssen dringend auch alle mal in den Spiegel gucken.

Was sicherlich auch die meisten nicht bedenken: Viele Modeleute werden durch ihren täglichen Bezug und die Berührungspunkte mit der Mode sensibler, kritischer und reflektierter was Trends, Kollektionen und im Zuge dessen auch persönliche Investments angeht. Das merke und sehe ich auch an mir selbst. Ich konsumiere inzwischen mit Sicherheit deutlich weniger als die meisten von euch da draußen denken. Ich habe viele Stücke im Schrank, die schon vier bis fünf Jahre alt sind. Zudem hat sich mein Konsumverhalten in den letzten Jahren auch aufgrund meines Alters, meines Jobs, meinem Geschmack und meiner persönlichen Entwicklung verändert. Mir ist es inzwischen viel wichtiger bewusst in Qualität statt blind und massenhaft in Quantität zu investieren.

Natürlich kaufe ich immer noch bei den bekannten Modehäusern, allerdings nur noch sehr bewusst und saisonal. Es ist seit Jahren nicht mehr vorgekommen, dass ich mehrmals im Monat mehrere Bestellungen oder Käufe getätigt habe. Meiner Meinung nach ist es auch ein Irrglaube, dass bei Zara, H&M, Mango & Co. auf lange Zeit alles günstiger ist. Setzt euch vielleicht mal hin und rechnet hoch, was ihr in den letzten 3 Monaten alles “vermeintlich günstiges” gekauft habt. Wie oft ihr es bis heute an hatte, was es gekostet hat und vielleicht auch wie es nach der ersten Wäsche aussah und wie oft ihr es jetzt noch tragen werdet. Daran könnt ihr ungefähr abschätzen, wie lange ein Kleidungsstück im Durchschnitt (bei euch) überlebt und Relevanz hat.

Kleidungsstücke werden erst durch den Träger zum Leben erweckt

Natürlich ist nicht alle was das 10fache kostet auch 10x besser, allerdings weiß ich von mir, dass man teurere Dinge häufig anders wertschätzt, anders mit ihnen umgeht und behandelt. Eben weil sie ein Investment sind und in der Regel nicht zwischen What’s App Nachricht schreiben und Instagram Feed checken gekauft werden.

Wer mich kennt und meine Outfits regelmäßig unter die Lupe nimmt, der weiß, dass mein Kleiderschrank auch heute noch ein Mix aus Streetwear, Premium und High End Marken ist. Das bin ich. Ich bin niemand, der sich über Marken oder Designerstücke definiert. Denn ich bin nach wie vor der Meinung, dass sich guter Stil nicht durch ein volles Bankkonto und 1000 Designersachen im Schrank auszeichnet. Gar nicht. Denn Mode kann man zwar kaufen, aber Stil muss man von Haus aus haben. Ich habe schon oft Komplimente für “günstige” Stücke von der Stange bekommen, bei denen die Leute im Nachhinein völlig überrascht waren, dass es bspw. “nur” von Mango ist. Kleidungsstücke werden doch aber erst durch ihren Träger und dessen Ausstrahlung zum Leben erweckt.

Natürlich trage auch ich gerne schöne Sachen ja, ich investiere auch mal mehr mal weniger in Designersachen. Vorzugsweise übrigens in Taschen und Schuhe. Weil ich der Meinung bin, dass mit ihnen meistens ein Look steht oder fällt. Und glaubt mir, sich ein wunderbares, hochwertiges Stück zu leisten, auf das man gespart hat und welches man mehrere Jahre oder Jahrzehnte trägt, welches mit den Jahren immer schöner wird und vielleicht sogar mal vererbt werden kann ist doch so viel schöner, als immer nur auf günstig aber super kurzlebig zu setzen. Also nein, nicht alle Menschen in der Modebranche verdienen super viel Geld. Aber sie wissen meistens sehr gut damit umzugehen und sind sich über den nicht finanziellen Mehrwert einer tollen Investition meistens sehr bewusst.

Daher mein Appell: Man muss nicht in der Modebranche arbeiten, um sich teure Designersachen leisten zu können. Das einzige was man braucht ist die Disziplin zu sparen und den Willen Klasse statt Masse zu kaufen. Denn wie heißt es so schön: wo ein Wille ist, ist immer auch ein Weg! Ein Gerücht welches mir auch immer wieder zu Ohren kommt.

Gerüchte Nummer 2:
In der Modebranche muss jeder super dünn sein

Auch auf die Gefahr hin, dass einige jetzt völlig entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sagen Haaaa, ich wusste es, aber ja ein gewisser Druck ist definitiv da. Allerdings muss ich hierzu ganz klar sagen, dass nicht jeder diesen Druck gleich wahrnimmt bzw. ihn anders verarbeitet und unterschiedlich mit ihm umgeht. Ich kann über mich sagen, dass ich den Druck Gott sei Dank nicht zu sehr an mich heranlasse, da ich mich und meinen Körper nicht nach der Branche in der ich arbeite beurteile, sondern nur danach, wie ich mich persönlich in meiner Haut am wohlsten fühle.

Ich nutze bspw. auch seit Jahren keine Waage mehr, da ich es schlichtweg einfach falsch finde sich, seinen Körper nur anhand von Zahlen zu beurteilen. Klar, für den ein oder anderen ist die Waage so etwas wie eine Kontrolleinheit mit der man sich „auf der sicheren Seite“ fühlt, aber sich einzig und alleine daran zu orientieren ist nicht gesund. Ich für meinen Teil habe ich 2-3 Kleidungsstücke im Schrank bei denen ich schaue, dass ich immer gut in sie hineinpasse. Sie sind also quasi mein Richtwert und wenn nichts zwickt und nichts zwackst weiß ich, dass mein Körper das Gewicht hat, worin ich mich am wohlsten fühle.

Nichtsdestotrotz trotz spielt der Körper bzw. das Gewicht in der Modeindustrie natürlich immer mal wieder mal eine Rolle. Das fängt u.a. bei Kleidung, die von Marken und Agenturen bei einer Ausstattung nur in Sample Size (34/36) angeboten wird an. Auch ich hatte schon den ein oder anderen „Urgh Moment“, als ich Samples zu Hause anprobiert habe und feststellen musste, dass der Reißverschluss nicht ansatzweise zugeht und der Plisseerock plötzlich nur noch eine groooooße Falte anstatt viele kleine hat. Natürlich ist da im ersten Moment dann so ein „Hmmm schade Schokolade…“ Gedanke. Aber anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, lasse ich mich dann halt nicht mit Hose oder Kleid ausstatten, sondern frage alternativ nach Schuhen oder Taschen, denn die passen ja bekanntlich immer ;)

Das Problem mit dem Verantwortungsbewusstsein

Dieses Problem haben die vielen, super dünnen Models natürlich nicht. Denn ja, auch das gehört dazu- Models, die gefühlt nur aus Haut und Knochen bestehen und bei denen die Kleidungsstücke fast vom Körper zu rutschen scheinen. Ich glaube da ist der Druck ehrlich gesagt noch einmal ganz anders, denn bei ihnen ist der Körper das Kapital. Und mal ganz ehrlich, wenn man sich die meisten Models der großen Designhäuser wie Dior, Chanel & Co. anschaut, dann fällt schon auf, dass die Models extrem dünn sind.

Ich war vor wenigen Wochen bei meiner allerersten Dior Fashion Show in Marrakech und auf der Aftershow Party stand eine Gruppe von Models neben uns, die bei der Show gelaufen waren. Groß, wunderschöne Gesichter und natürlich sehr dünn. Ich war in dem Moment ehrlich gesagt ein klein bisschen geschockt und hätte am liebsten 5 Miniburger vom Flying Buffet genommen und an sie weitergereicht. Kind iss doch mal was, lag mir auf der Zunge. Ich glaube, dass das alles ein Teufelskreis ist. Denn wenn dein Körper dein Kapital ist und die dadurch für Dior laufen kannst, dann wirst du ja keinen Teufel tun und zunehmen. Es liegt also komplett in der Verantwortung der Modehäuser welche Art von Models gebucht werden und welches Statement man damit setzt.

Und apropos Buffet und Essen auf Mode-Events. Jaaaaa, das wird von einigen tatsächlich bewusst umgangen und gekonnt ignoriert. Da wird dann nur ganz zaghaft am Wasser genippt und wenn überhaupt mal ein kalorienfreier Blick auf den Teller der hungrigen und undisziplinierten Gesprächspartnerin geworfen. Diese hungrige und undisziplinierte Gesprächspartnerin bin meistens ich, denn ich falle da eigentlich immer aus dem Rahmen, wenn es um das Thema Essen geht. Ich liebe Essen über alles liebe und es gehört für mich zur absoluten Lebensqualität dazugehört. Ich bin also eigentlich immer überall die erste, wenn irgendwo ein Buffet rumsteht. Und das zurecht, denn meistens sind die Gerichte so gut, dass ich absolut nicht verstehen kann wie man so diszipliniert sein und nicht zugreifen kann.

Das gleiche gilt übrigens für Patrick. Der hat ja 24/7 Hunger und ist immer ganz glücklich, wenn er leckeres Essen bei den Veranstaltungen findet. Einziger Wermutstropfen: die Portionen sind gefühlt immer nur eine Gabel groß, sodass ich immer sein Food Komplize werde. Heißt, sobald ein Tablett mit Essen vorbeikommt nimmt Patrick sich einen Teller und ich nehme mir auch einen. Aber nicht damit ich ihn essen kann, sondern damit Patrick zwei hat. Dieses Spielchen kann gut und gerne so fünf bis sechsmal hintereinander ablaufen. So lange bis Patrick endlich von den gabel großen Gerichten satt ist. Und ja, sein Magen ist groß…

Ein gesundes Mittelmaß 

Aber ich gebe zu es wäre gelogen, wenn ich sagen würde dass ich nicht auf meine Ernährung achte bzw. achten muss. Bis zu meinem 16 Lebensjahr konnte ich essen so viel ich wollte. Ich habe täglich Pizza gefuttert, Chips und Cola getrunken. Und dann? Ja dann kam die Pille dazu und mein Körper hat sich komplett umgestellt. Seitdem muss ich schon darauf achten was ich essen, da mein Körper anders darauf reagiert. Vielleicht an dieser Stelle mal eine kleine Anekdote aus meinem Genießer-Leben: ich habe mal ein 2 monatiges Redaktionspraktikum in Berlin gemacht aka ich saß sehr viel am Schreibtisch, habe keinen Sport gemacht und einfach so gegessen wie ich lustig war.

Das Ende vom Lied? Ich hatte nach 8 Wochen 12 Kilo zugenommen. Schuld daran? Sicherlich die Streuselschnecke, die ich mir jeden Morgen zum Frühstück gekauft habe. Was ich damit sagen will ist, dass jeder da draußen anders veranlagt ist. Meine Veranlagung ist, dass ich schon darauf achten muss was und wie viel ich essen. Mein Körper ist keine krasse Stoffwechselmaschine, die Burger & Co. in Massen verzeiht und das ist auch ok. Ich glaube das Entscheidende ist, dass man einen gesunden und für sich passenden Mittelweg findet. Essen ist Lebensqualität und mich würde es tot unglücklich machen, wenn ich mein ganzes Leben lang auf Burger, Nudeln & Co verzichten müsste. Keine Chance. Ich wäre ein ständig mies gelaunter Mensch. Also habe ich gelernt meinen gesunden Mittel-Weg zu finden, indem ich mir Dinge gönne und als Ausgleich einfach Sport machen muss.

Die wichtigste Erkenntnis hierbei? Ich tue das alles für mich, meine Gesundheit und mein persönliches Wohlbefinden – nicht für die Modeindustrie oder irgendwelche Samples in die ich reinpassen möchte. Und ich bin der Meinung, dass man es nur mit einem hübschen Gesicht und nichts in der Birne nicht weit bringt. Vielleicht mal kurz, aber langfristig braucht es Charakter, Grips, Ehrgeiz und Talent und dabei ist es egal, ob man schlank und 1,80 oder 1,60 groß und curvy ist. Es gibt für jeden Platz in dieser Welt und auch in der Modewelt kann jeder seinen Platz finden, wenn er denn möchte. Ein weiteres Vorurteil, welches einem immer mal wieder von Außenstehenden entgegenschlägt:

Gerücht Nummer 3:
Die meisten Modeleute sind dumm und haben nichts im Kopf

Ok, das ist ein super unfaires, mieses und ehrlich gesagt auch ein ziemlich anmaßendes Vorurteil. Nur, weil sich jemand gerne hübsch anzieht, über ästhetische Dinge im Leben schreibt oder spricht und sie voller Leidenschaft lebt, heißt das nicht, dass dieser jemand nichts im Kopf hat. Im Gegenteil. Ich habe über die letzten Jahre hinweg wahnsinnig viele intelligente und gebildete Menschen in der Modebranche kennengelernt.Tolle und inspirierende Gespräche über Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur oder das Leben allgemein geführt.

Man sollte niemals alle Menschen (oder eine Berufsgruppe) in eine Schublade stecken – erst recht nicht anhand des Äußeren. Weder in der Modebranche, noch in anderen Lebensbereichen. Es ist schlicht und ergreifend falsch, dass Modeleute sich nur für Designer, Luxus und Champagner interessieren. In diesem Zusammenhang sollte man eines unbedingt versuchen zu sehen und zu verstehen: Ja, Mode ist unser Job und das, was wir öffentlich nach außen tragen und womit wir uns viel beschäftigen.

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass wir uns privat nicht auch für andere Dinge interessieren und uns in anderen Bereichen weiterbilden. Nur, weil nicht alles auf Social Media stattfindet, ist es trotzdem real und Teil des Lebens dieser Person. Es gibt so viele wunderbare Leute in dieser Branche, die so unfassbar kreativ, inspirierend und individuell sind. Ich bewundere all diese Menschen und habe ab und zu einfach das Gefühl, dass Außenstehende diese Art zu Leben und den Mut seine große Leidenschaft auszuleben nicht verstehen und anerkennen können, weil sie sich selbst nicht trauen.

Gebt den Leuten eine Chance!

Ich meine wir Modeleute sind ganz normale Menschen, die vielleicht ein bisschen mehr Interesse an schönen Kleidungsstücken haben als der Durchschnitt und das öffentlich und hin und wieder etwas extravaganter ausleben. Das bedeutet aber nicht, dass wir mit Scheuklappen durch die Gegend laufen. Und eines kann ich sagen: die Modebranche mag auf die meisten da draußen wie eine rosa Bubble wirken, allerdings ist die Branche knallhart. Jeder, der in dieser Branche erfolgreich sein will, muss langfristig etwas im Kopf haben. Denn am Ende ist es ein hartes Business, in dem einem nichts geschenkt wird und wo es um so viel mehr als nur Kleidung, Champagner und Goodie Bags geht.

Die Modebranche ist der Meister der Illusion, denn die Konsumenten sollen sie immer als leicht, schön und glamourös wahrnehmen. Mode ist etwas für die Seele. Wie viele Menschen im Hintergrund hart für den Erhalt dieser Illusionen arbeiten, wie viele sich ein Bein ausreißen, um im Haifischbecken überlegen zu können, wie viele tolle Ideen, Konzepte und Präsentationen nie das Licht der Welt erblicken, bekommt man als Außenstehender nicht mit.

Ich glaube kaum eine andere Branche ist so dynamisch und schnelllebig wie die Mode-Industrie. Man braucht einen langen Atmen, ein Konzept, muss in der Lage sein sich oder sein Produkt zu vermarkten, darf nie stillstehen, muss mit- und umdenken. All das ist nicht möglich, wenn man dumm und der Horizont begrenzt ist.

Gerücht Nummer 4:
Die Modebranche ist wie bei der Teufel trägt Prada: oberflächlich, rauer Umgangston, Konkurrenz-Gedanken & Ellenbogenmentalität 

Sagen wir es mal so: die Modebranche hat viele Gesichter, nicht nur was die Stimmung, das Klima oder die Menschen angeht. Am Ende steht und fällt jede Branche mit den Menschen und den Charakteren, die darin unterwegs sind. Mich nervt manchmal die Oberflächlichkeit. Dass man oft im ersten Moment nur nach seinem Äußeren, seiner Kleidung und vor allem aufgrund seiner Zahlen (bei Instagram) beurteilt wird. Gerade, wenn man Marken neu kennenlernt und ein Erstkontakt entsteht, spielt der Menschen hinter den Bildern oder den Texten in 90% der Fälle erstmal keine Rolle. Mit sowas muss man lernen umzugehen. Man darf sich dadurch nicht verunsichern lassen, es nicht persönlich nehmen und sich nicht weniger wert fühlen.

Was den Ton und die Stimmung in der Modebranche angeht muss man wissen, dass die Modewelt ein international hart umkämpftes Business ist und man dort genauso wenig etwas geschenkt bekommt wie woanders. Wer in der Mode arbeiten will, sollte meiner Meinung nach u.a. folgende Dinge mitbringen: Leidenschaft, Einsatzbereitschaft, Willen, Dynamik, Ausdauer, Disziplin, Arbeitswillen und Kreativität. Dadurch, dass die Branche allgemein sehr frauendominiert ist, trifft oft sehr viel Temperament und Vergleichsgehabe auf. Frauen sind Frauen gegenüber leider nicht immer die liebevollsten Menschen, sodass Konkurrenz und Ellenbogen Mentalität keine Seltenheit sind.

Neid & Missgunst sind keine Erfolgs-Garanten – im Gegenteil  

Ich persönlich muss hierzu allerdings sagen, dass ich dies in meinen 10-Jahren in der Branche super selten erlebt habe und das hat auch einen Grund: ich halte mich bewusst von solchen Menschen fern oder minimiere meinen Kontakt mit solchen Charakteren auf das notwendigste. Es ist nämlich nicht richtig, dass man nur etwas erreicht in dem man Neid, Missgunst und eine ekelhafte Attitüde heraushängen lässt – im Gegenteil. Ich vertrete die Ansicht, dass man sich mindestens zwei Mal im Leben sieht und ich persönlich lege viel Wert darauf, dass das zweite Mal genauso schön und angenehm sein sollte wie das erste.

Es ist eben ein Business, das, wenn man es richtig versteht und angeht, unendlich viel Spaß macht. Ich bin ein Mensch, der sehr gerne unter Leuten ist, gerne redet, sich austauscht und immer versucht einen Draht zu den Menschen zu finden. Aufgrund dessen sind in den letzten Jahren auch viele tolle Freundschaften und Bekanntschaften mit Menschen aus der Branche entstanden, die weit über das berufliche hinausgehen. Die Modebranche ist nun mal eine sehr optische und ästhetisch orientierte Branche, die aber durchaus auch Tiefgang haben kann, wenn man sich darauf einlässt. Aber klar, es wir immer jemanden gebe, der dich scheiße findet. Der dir das was du dir erarbeitet hast nicht gönnt oder schlecht über dich redet.

Ich habe vor Jahren für mich erkannt, dass man es im Leben nie allen Menschen recht machen kann und dass ich negative Vibes und für mich inakzeptable Charaktere nicht in meinem Leben haben möchte. Was die Stimmung unter Bloggern und Influencern angeht muss ich sagen, dass es eigentlich immer sehr entspannt ist. Viele kennen sich mittlerweile, es sind Bekanntschaften und teilweise sogar tiefe Freundschaften entstanden.

Ich persönliche habe mit niemandem von meinen Kollegen ein Problem, aber natürlich kann man nicht zu allen Leuten den gleich engen Draht haben oder teilt nicht immer jede Meinung oder findet alles toll was der andere macht. Aber darum geht es am Ende ja auch gar nicht. Diese Branche bietet für jeden Platz und wenn man hinter sich und seiner Arbeit steht, weiß was man leistet und was einen auszeichnet, dann gibt es meiner Meinung nach keinen Grund unfreundlich, arrogant oder hinterlistig zu sein. Leben und leben lassen eben :)

Gerücht Nummer 5:
A
lle koksen und sind auf Drogen

Last but not least Ein Gerücht, welches ebenfalls immer mal wieder aufkommt: Modeleute nehmen alle Drogen. Die Frage wie viel Koks in der Modewelt im Spiel ist, kloppt immer mal wieder auf. Meine Antwort darauf wird euch jetzt wahrscheinlich enttäuschen, aber ich weiß es nicht. Nur so viel: Ja, Drogen sind im Spiel. Wie viel Gramm sich durchschnittlich in jeder Tasche befindet kann ich euch aber nicht sagen. Ich persönlich bin was sämtliche Suchtmittel angeht auch der absolute Schisser. Ich trinke keinen Alkohol (außer Hugo und Lillet Wild Berry) und meine „Angst“ von irgendwas abhängig zu werden geht sogar so weit, dass ich bis zu meinem heutigen Lebensjahr mit 28 noch nicht ein einziges Mal an einer Zigarette gezogen habe.

Den Luxus eines klaren Kopfes zu schätzen wissen

Drogen sind für mich persönlich das schlimmste und ich kann und werde nie verstehen, wie Menschen welche nehmen können. Ich weiß, dass es einige Menschen in der Modebranche gibt, die mehr oder minder regelmäßig etwas einschmeißen. Ob auf Partys, Events oder auch privat Zuhause. Für mich wird das nie nachvollziehbar sein, da ich den Luxus einen klaren Kopf zu besitzen freiwillig niemals aufgeben würde. Aber Fakt ist: Menschen gehen mit  dem Druck abliefern und präsent sein zu müssen sowie einem super hohen Pensum an Arbeit immer unterschiedlich um. Dem einen reicht es, wenn er Schlaf, gutes Essen, Schokolade und Herzensmenschen um sich herum hat (ich hebe an dieser Stelle meinen Finger), der andere braucht illegale Substanzen. Fakt ist aber, dass es diese Menschen auch in anderen Branchen gibt. Gesprochen wird dort allerdings sicherlich genauso wenig öffentlich wie in der Modebranche.

7 Kommentare

  1. Lisa
    7. Juni 2019 / 10:37

    Liebe Nina,

    gerade wieder deinen Blogcast gehört und wollte zu Punkt 1 bzw. Gerücht 1 noch einen Gedanken teilen. Ich habe selbst zwei Jahre in München in einer Fashion PR Agentur gearbeitet und mit vielen Leuten aus der Modeszene, vorwiegend mit Journalisten zu tun gehabt. Ich glaube, der Eindruck, den du in Punkt 1 beschreibst, entsteht auch vorwiegend dadurch, dass man gar nicht weiß, dass viele viele der Redakteure die Dinge, die sie tragen, gar nicht selbst gekauft haben, sondern – ebenso wie Influencer – mit PR Samples und Geschenken überhäuft werden, da sich Agenturen natürlich so erhoffen, eine Platzierung in der nächsten Ausgabe zu “erkaufen”. Das ist ja auch immer das Argument, dass Influencer, wie ich finde zurecht, bringen. Wenn man mal hinter die Kulissen des Redaktionsalltags und der Produktion blickt, wird quasi das ganze Heft davon bestimmt, wer gerade für eine Anzeige gezahlt hat oder welcher Redakteur gerade mal wieder besonders viele Geschenke und Einladungen zu Lunchs/Dinner erhalten hat.

    Ist mir nur beim Hören noch eingefallen;)

    Liebe Grüße
    Lisa

  2. Alexandra
    30. Mai 2019 / 13:03

    Hallo liebe Nina,
    den Artikel fand ich sehr gut und informativ geschrieben. Zu dem Punkt -Kleider werden durch ihre Träger zum Leben erweckt-, ist mir noch etwas in den Sinn gekommen. Vor einigen Jahren gab es in Paris eine Ausstellung “The White House Years” da wurden Kleider von Jaqueline Kennedy gezeigt. Ich hatte schon einige Bücher über ihre Kleidung und habe mich riesig auf die Ausstellung gefreut. Und war eigentlich ziemlich entäuscht. An den Puppen sahen die Kleider nicht besonders aus. Jaqueline Kennedy hat sie wirklich zum Leben erweckt.
    Viele liebe Grüße
    Alexandra

  3. Maria
    28. Mai 2019 / 19:19

    Hallo Nina, ich folge dir jetzt schon lange Zeit und finde manche Stylingideen und kreativen Einfälle von dir sehr anregend. Dein Style und vor allen Dingen die Stoffauswahl deiner Style- Ideen sind in der heutigen Zeit nicht oft zu finden, da es ja meist um den schnellen Verkauf derselben geht und nicht um Langlebigkeit oder Wertigkeit. Etwas schade finde ich daher, dass du dich nicht mehr so oft als „Model“ präsentiert, sondern zunehmend als „ Blogcasterin“! Ich finde, dass deine Stärke eher in der „ Mode“ und deren Präsentation liegt…
    LG Maria

    • FASHIIONCARPET
      Autor
      28. Mai 2019 / 20:32

      Hallo Maria,

      danke für deinen Kommentar. Deinen Hinweis, dass ich mich zunehmend als Blogcasterin präsentiere kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen. Ich betreibe das Format ja erst seit 3 Wochen und haben auch erst 3 Folgen :D Daher sei mir nicht böse, aber die Aussage verstehe ich nicht ganz. Neben dem Blogcast werden seit Jahren mindestens 5 Artikel die Woche hier veröffentlicht, in denen es mehrfach um mich und meinen Style geht. Aber erkläre mir gerne was du mit deiner Aussage meinst ;)

  4. 27. Mai 2019 / 9:51

    Top Thema! Die Modebranche wirft immer viele Fragen auf und ich kann mir tatsächlich vorstellen, es wurde noch nicht alles gesagt. Liebe Grüße und bleib wie du bist!

  5. Nicola
    26. Mai 2019 / 20:19

    Ein ganz toller, sehr ausführlicher und ehrlicher Artikel. Was Punkt 1 betrifft, muss ich mal in mich gehen.
    Es ist toll, dass ihr mit dem, was ihr liebt, euer Geld verdient und uns auf dieser Reise mitnehmt! Und das täglich! Ein großes Dankeschön dafür! Dein journalistisches Talent lässt dich hervorstechen!

  6. 26. Mai 2019 / 16:32

    Dein Blogcast ist echt toll. Das Thema der heutigen Folge finde ich besonders spannend, weil Blicke durchs Schlüsselloch immer interessant sind. Besonders der Modebranche eilt ein Ruf voraus, der nicht unbedingt der sympathischste ist. Deshalb umso schöner, dass du mit ein paar Gerüchten aufräumst und zeigst, dass Menschen aus der Modebranche eben nicht so sind, wie es gerne mal dargestellt wird.

    Liebe Grüße, Milli
    (https://www.millilovesfashion.de)

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Nina Schwichtenberg Dior Suite Cannes

Nina Schwichtenberg is the blogger behind the successful german fashion and lifestyle blog FASHIIONCARPET.
The website was founded in 2012 by Nina and her boyfriend Patrick Kahlo, who is working nowadays as a photographer and manager for Nina.
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