Mode 1×1:
Fashion Week Insider Wissen
Packt die Koffer Freunde (oder holt das Popcorn), am 03.Juli ist es wieder so weit: die Berlin Fashion Week rollt das zweite Mal in diesem Jahr ihren Teppich oder besser gesagt die Laufstege aus. Heute in genau drei Wochen ist es soweit und es herrscht wieder buntes Treiben in der deutschen Hauptstadt und auf den Straßen von Berlin: Fashionblogger mischen sich mit Redakteuren, Fotografen und Einkäufern, um die Looks der neuen Saison zu begutachten. Und so manch einer haut dabei mit Fach-Begriffen nur so um sich. Doch was genau bedeutet Rehearsel, Akkreditierung oder Claqueure eigentlich? Genau das verrate ich euch heute und gebe euch somit einen kleinen Fashion Week Insider Wissens-Guide an die Hand. Danach macht euch in Sachen Modewoche so schnell garantiert keiner mehr was vor!
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Akkreditierung
Die Akkreditierung ist sozusagen die Zulassung von Medienvertretern, Einkäufern, Models, etc. zu bestimmten Veranstaltungen. Nach der Akkreditierung bekommt man dann auch die offizielle Eintrittskarte bzw. den speziellen Ausweis (Backstage, VIP-Lounge, etc.), um an der Veranstaltung teilnehmen zu dürfen. Erst durch die Akkreditierung wird übrigens auch gewährleistet, dass die kommerzielle Nutzung von Bildern erlaubt ist. Übrigens gibt es auch immer Akkreditierungsfristen. Also je nach Veranstaltung spezielle Zeiträume, in denen alle Anmeldungen eingegangen sein müssen.
Backstage
Das Wort Backstage stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie “hinter der Bühne“ – oder umgangssprachlich “hinter den Kulissen“. Es beschreibt also einen Betriebsbereich hinter einer Bühne, oder im Fall der Fashion Week, hinter dem Runway. Dieser Bereich ist nämlich normalerweise für das Publikum verschlossen und genau deshalb ist er so spannend. Denn was man auf der Bühne oder dem Runway sieht ist natürlich mehrfach geprobt und perfektioniert. Backstage herrscht hingegen oft das “echte Fashion Week Leben”. Man fühlt sich den Labels, den Models, den Visagisten und dem ganzen Geschehen einfach irgendwie näher und bekommt den Stress und Aufregung, die jede Fashion Week steckt mit sich bringt, hautnah mit.
Cruise Collection
Die Cruise Colletion, oder auch Resort Collection genannt ist eine Zwischenkollektion, die ursprünglich mal für die Reichen und Schönen, die während der kalten Jahreszeiten oft auf Reisen in den wärmeren Ländern unterwegs waren, geschaffen wurden. Und diese Lebensweise war auch der Namensgeber für die Ziwschenkollektionen. Denn Cruise oder Croisière (französisch) bedeutet so viel wie Kreuzfahrt. Solche Kollektionen zeichneten sich vor allem durch leichte, fließende Stoffe, Bademode und entsprechende Accessoires aus. Heute dagegen sind die Grenzen völlig verschwommen und man findet genauso Buisness-Mode oder Abendkleider in solchen Kollektionen.
Casting
Ein Casting bezeichnet eigentlich nur den Vorgang, dass jemand für eine bestimmte Rolle in einem Film oder Bühnenstück, oder im Falle der Fashion Week für einen Modeljob vorspricht, vorsingt, vortanzt, vorspielt oder als Runway-Model gesichtet wird. Dabei werden oft schon einige Kollektionsteile anprobiert, um zu sehen, ob die Visionen des Designers mit dem Modeltyp übereinstimmen und bei einem Walk herauszufinden, ob das Model das Kollektionsstück entsprechend “verkaufen“ und verkörpern kann.
Claqueure
Einen Claqueure kennt man wahrscheinlich eher aus dem Theater. Denn diese Person ist dafür verantwortlich, den Applaus einzuleiten. Sie wird bei einem Theaterstück oder einer anderen öffentlichen Aufführung dafür bezahlt, das Publikum rechtzeitig zum Applaudieren zu bewegen, indem sie selbst mit dem Klatschen beginnt. Ja, auch einige Modedesigner haben solche Claqueure in ihrem Publikum versteckt. Auf der Fashion Week gilt das mittlerweile allerdings eher als Fauxpas.
Dresscode
Ein Dresscode ist eine Kleiderordnung, die unausgesprochene Regeln und Vorschriften zur gewünschten Kleidung im privaten, gesellschaftlichen, kulturellen und geschäftlichen Umfeld beschreibt. Es ist also kein Muss, lediglich ein Wunsch, dem man aus Respekt des Gastgebers gegenüber nachkommen sollte. Zwischen welchen dresscodes man dabei unterscheidet, erkläre ich euch hier. Zur Fashion Week gibt es meistens keinen wirklichen Dresscode (wenn dann auf Abendveranstaltungen), denn das schöne an den Fashion Week ist, dass jeder so kommt und geht wie er mag.
Fitting
Kurz gesagt: Anprobe! Während der Fashion Week gibt es zahlreiche Fittings. Während diese früher eigentlich nur die Models bei den Designern und ihren Kollektionen für die Runway Show hatten, finden Fittings inzwischen auch für Blogger, Promis oder andere Persönlichkeiten statt. Nämlich dann, wenn der Designer daran interessiert isst eine Person mit seiner Kleidung für die Show oder ein anderes Event auszustatten. Beim Fitting wird geschaut, wie der ausgesuchte Look sitzt, ob vielleicht noch etwas abgeändert werden muss und was getan werden muss, damit das Outfit am Ende perfekt “fittet” ;)
Front Row
Die Front Row ist die erste Sitzreihe am Laufsteg. Sie gilt auf der Fashion Week als eines der wichtigsten Masseinheiten für Erfolg. Man könnte sie fast mit einem Oscar vergleichen. Denn nur wer vorne sitzt, hat sich das durch jahrelange Arbeit, einem Stammkunden-Status oder eine intensive Freundschaft und teilweise auch durch eine Mentoren-Funktion verdient gemacht. Soweit zu einzelnen Labels. Wer allerdings immer vorne sitzt – und das egal bei welchem Designer – sind zum Beispiel Anna Wintour oder Suzy Menkes, die es beide schon lange in den Mode-Olymp geschafft haben.
Goodie Bags
Eine Goodie-Bag ist eine kleine Tasche mit vielen kleinen Geschenken. Oft findet man sie in der Front Row auf den Sitzen oder auf dem Hotelzimmer. Sie werden vom jeweiligen Gastgeber einer Veranstaltung manchmal nur an ausgewählte Gäste und manchmal an alle vergeben. Auch bei der ein oder anderen Dinner-Einladung findet man auf oder neben dem gedeckten Platz eine kleine Aufmerksamkeit des Labels. Diese kleinen Geschenke sollen den eingeladenen Gast dazu bewegen, die Produkte auch wirklich zu testen und sich eine eigene Meinung zu zum Beispiel Neuheiten zu verschaffen. In der Modebranche herrscht mittlerweile eine ziemlich erschreckende “Goodie Bag” Kultur, was ich persönlich ganz schlimm finde. Es gibt sie gefühlt mittlerweile überall und viele erwarten inzwischen auch bei jeder Veranstaltungen eine zu bekommen. Für mich ein absolutes No Go!
Haute Couture
Die Haute Couture beschreibt die hohe Schneiderkunst nach Maß und in Handarbeit. Der Urvater ist Charles Frederick Worth, der Mitte des 19. Jahrhunderts als erstes maßgeschneiderte Kleidung mit eigenen Designs anbot. In Anlehnung daran wurde kurze Zeit später die Chambre Syndicale de la Haute Couture Parisienne gegründet. Wer hier zum Mitglied von einer Fachjury erhoben wird, zählt unumstritten zur Königsklasse der Mode und darf auch offiziell innerhalb der Haute Couture Schauen (eine rechtlich geschützte Veranstaltung) im Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter präsentieren. Die Haute Couturiers können übrigens von Jahr zu Jahr wechseln. Und so muss sich jeder Designer immer wieder aufs Neue beweisen.
Offsite
Zur Fashion in Berlin gibt es dieses Jahr eine neue “Hauptlokation”. Nachdem dies jahrelang das Zelt am Brandenburger Tor und zuletzt das Kaufhaus Jahndorf war, ist es dieses Jahr das E-Werk. Doch nicht alle Designer können oder wollen in dieser Location zeigen, sodass es auch immer jede menge “Offsite” Locations gibt. Oftmals haben diese Orte den Vorteil, dass sie deutlich kreativer und Individueller gestalten sind als die Hauptlokation, allerdings bedeutet es als Besucher auch, dass man immer von A nach B fahren muss. Also immer genug Geld für Taxi- oder U-Bahn Fahrten einplanen und jede Menge Zeit.
Präsentation
Nicht jeder Designer hat die Mittel oder die Lust eine riesig große Runway Show auf die Beine zu stellen. Mittlerweile zeigen auch viele Designer ihre neuen Kollektion in From von tollen Präsentationen, die eher als eine Art Kunstausstellung zu sehen ist. Die Models stehen hier nur still in der Installation und laufen nicht. So hat man als Besucher der Präsentation den großen Vorteil, dass man die Kollektion intensiver betrachten kann.
Prêt-à-Porter
Prêt-à-Porter Schauen finden zwei Mal im Jahr statt. Nämlich zur Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter Saison. Man nennt sie übrigens auch Ready-to-wear Schauen. Sie sind quasi die Hauptsaisons der Mode und der Grund der Fashion Weeks in New York, Mailand, London, Paris und Berlin statt. Hier geht es um konfektionierte Mode. Also Mode, die nach standardisierten Größen später auch in Fachgeschäften zu finden ist. Der erste Couturier, der das übrigens gleichzeitig zu seinen Maßanfertigung anbot, war Yves Saint Laurent. Er hatte die Marktlücke der Kaufhäuser erkannt und den Stein ins rollen gebracht.
Rehearsel
Was sich so super fancy und wichtig anhört, ist eigentlich nichts weiter als die Probe der Models auf dem Laufsteg. Während dem Rehearsel wird die komplette Runway Show geübt und durchgegangen. Wer läuft wann, wie lange wird am Ende des Laufstegs gepost und wie schnell soll gelaufen werden? Einige Designer denken sich dann on top noch verrückte Choreographien für den Runway Walk aus, die ebenfalls im Rehearsel von den Models geprobt werden.
Re-See
Der Re-See bezeichnet einen Prozess der erst nach den offiziellen Schauen auf dem Runway stattfindet. Denn während die Show extra so inszeniert wird, dass auch Tage später noch alle darüber sprechen, geht es beim Ree-See mit einem Fachpublikum (Einkäufer, Designer und Schneiderteam) intensiv um die Kollektion. Alle Teile werden noch ein Mal genauestens besprochen und durchgeschaut. Handwerkliche Details ebenso wie Materialverarbeitungen. Auch der Designer und sein Team müssen Rede und Antwort zum Thema der Kollektion stehen. Auch wir gehen zu Re-See’s, da man während der Runway Show viele Teile der Kollektion leider gar nicht so schnell wahrnehmen und aufnehmen kann. Ein anschließender Blick in Ruhe ist da Gold wert und immer schön, um die Kollektionen noch besser zu verstehen.
Seating
Das Thema Seating habe ich ja schon kurz in dem Punkt Front Row angesprochen. Es geht dabei um die Sitzordnung nach Reihen. Die Grundregel lautet: Je weiter vorne, desto wichtiger ist die entsprechende Person für den Designer und das Modehaus. Auch, wer neben wem sitzt spielt eine wichtige Rolle. Oft liegen auf den Plätzen bereits Namensschilder. Und auch Platzanweiser sind mit unzähligen Listen vor Ort, um jede Person an den für sie erdachten Platz zu bringen. Sollte ein Mal ein Platz leer bleiben, arrangieren sie die Sitzordnung in Sekundenschnelle noch mal um. Denn ein leerer Platz ist in etwa so wie ein 6 in Sport zu kassieren.
Standing
Doch wer denkt, dass es nur Sitzplätze auf den Schauen gibt, der liegt gänzlich falsch. Denn als dritte Möglichkeit gibt es noch das Standing. Diese Stehreihen (Standing) sind oft hinter den stufenweise aufgebauten Stuhlreihen. Hier gibt es nur zwei Lösungen: Zehenspitzen oder Hopsen. Anders kann man oft leider keinen Blick auf die außergewöhnlichen Kollektionen und das Treiben der Fashion-Crowd erhaschen. Klingt hart, aber jeder fängt eben mal klein an. Auch wir haben auf unseren ersten Fashion Week Besuchen in den letzten Reihen gestanden. Aber das war völlig in Ordnung, denn es geht schließlich auch um das Erlebnis und die Möglichkeit die Show überhaupt sehen zu dürfen.

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https://thepinkpineappleblog.blogspot.com/
Eine sehr schöne Übersicht mit all den wichtigsten Begriffen zur Fashion Week.
LG Katharina
https://dressandtravel.com
Voll cooler Beitrag! Sehr interessant, ich habe einige davon schon Mal gehört, aber nicht gewusst, was sie heißen.
Jetzt sind wir alle richtige Fashion Blogger, hehe, danke für die Aufklärung!
Ich finde die Idee echt super!
Liebe Grüße, Sandra / http://shineoffashion.com
https://www.instagram.com/sandraslusna/
Howdy Nina!
Das hast du wirklich klasse erklärt!
Was mich mal interessieren würde: wie denkst du mittlerweile über die Fashion Week in Berlin – auch im Vergleich zu anderen Fashion Weeks.
Vielleicht magst du ja einen Beitrag dazu verfassen? Ich würde mich sehr freuen!
Modische Grüße,
Mister Matthew
https://www.mister-matthew.de